Viele moderne Kameras verfügen über eine integrierte Gesichtserkennung und nutzen sie für den Autofokus. Sobald ein oder mehrere Gesichter im Motiv erkannt werden, versucht die Kamera, auf diese Gesichter scharf zu stellen, auch wenn sich die Person(en) bewegen. Das ist natürlich in vielen Situationen sehr angenehm. Allerdings sind sich gerade manche Einsteiger in die Fotografie oft nicht über die Auswirkungen dieser Funktion im Klaren.
Gesichtserkennung als Standard
Gerade bei Einsteigerkameras ist die Gesichtserkennung oft standardmäßig aktiviert. Die Hersteller gehen davon aus, dass die Zielgruppe für diese Kameras überwiegend bei Familienfeiern oder ähnlichen Anlässen fotografieren und daher Personen im Mittelpunkt des Interesses stehen. Das ist sicherlich auch nicht ganz falsch. Die Gesichtserkennung stellt dann (einigermaßen) sicher, dass die Schärfe auch wirklich auf den Personen liegt. Allerdings funktioniert das nur dann wirklich zuverlässig, wenn sich nur eine Person im Bild befindet. Bei mehreren Personen wird die Kamera die Schärfe auf die Person legen, die der Kamera am nächsten ist. Das ist in den meisten Fällen sicherlich richtig. Allerdings muss man sich dieser Tatsache bewusst sein. Viele Fotografie-Einsteiger glauben nämlich, dass immer alle Personen im Bild scharf abgebildet werden, unabhängig von der Entfernung von der Kamera. Das kommt vermutlich daher, dass viele Kameras alle erkannten Gesichter im Bild mit einem Rahmen versieht. Das wird dann leicht so interpretiert, als ob auf alle Gesichter gleichzeitig scharf gestellt werden kann.
Ob es Kameras gibt, die intelligent genug sind (ich halte Kameras grundsätzlich für nicht besonders intelligent …), die unterschiedliche Entfernung der Personen von der Kamera zu berücksichtigen und dann (zumindest in der Vollautomatik!) eine entsprechende Blende zu wählen, die eine genügend große Schärfentiefe ergibt, konnten meine Recherchen leider nicht zweifelsfrei klären. Aber man kann ja hoffen. Besonders schwierig sollte das nicht sein.
Fallstrick
Wenn man gerade mal nicht Menschen fotografiert (soll ja vorkommen), sollte man aus meiner Sicht die Gesichtserkennung deaktivieren. Denn bei aktivierter Gesichtserkennung hat sie offenbar immer Priorität, unabhängig von der ansonsten eingestellten Autofokusbetriebsart. Die Kamera stellt dann bisweilen auf eine Person im Hintergrund oder am Bildrand scharf, obwohl man eigentlich etwas ganz anderes fotografieren möchte. Das kann sehr frustrierend sein, wenn man dieses Verhalten der Kamera nicht bereits bei der Aufnahme bemerkt hat. Paradoxerweise verstärkt sich dieses Problem, je besser die Gesichtserkennungsalgorithmen werden. Denn sie erkennen dann auch Personen, die nur ganz klein irgendwo im Bild sind.
Bei Spiegelreflexkameras funktioniert die Gesichtserkennung natürlich nur im Live-View Modus. Gefühlt scheint die Gesichtserkennung bei Bridge- und spiegellosen Systemkameras deutlich besser zu funktionieren als bei Spiegelreflexkameras.
Fazit
Für den Einsteiger in die Fotografie kann die Gesichtserkennung durchaus hilfreich sein. Ich komme allerdings sehr gut ohne sie klar (obwohl unsere Kameras die entsprechende Funktion haben). Wie so oft entscheide ich halt gerne selbst, wo die Schärfeebene in meinem Bild liegen soll.
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