In der digitalen Fotografie sind die meisten Filter, die wir in der analogen Zeit verwendet haben, überflüssig geworden. Das gilt insbesondere für die verschiedenen Farbkorrekturfilter, die in der Diafotografie üblich waren sowie für die in der Schwarzweißfotografie verwendeten Farbfilter. Es gibt aber drei Filter, die sich nicht oder nur bedingt digital simulieren lassen.
Polarisationsfilter

Der Polarisationsfilter intensiviert Himmelsblau sowie Gelb-und Orangetöne und lässt die Wolken klarer hervortreten. Außerdem reduziert er Reflexe von nichtmetallischen Oberflächen. Während man die intensivere Farbgebung simulieren kann, ist die Reflexminderung nur mit dem Filter zu erreichen. In den beiden Fotos ist die Wirkung insbesondere an dem Grün der Bäume zu erkennen. Durch die reflexmindernde Wirkung kommt die Farbe der Blätter viel besser zur Geltung.

Ohne Polfilter

Mit Polfilter
Auch das deutliche Hervortreten der Wolken lässt sich digital nur bedingt simulieren. Man beachte die deutlichen Strukturen im unteren Bild, die in der Aufnahme ohne Polfilter kaum wahrnehmbar sind.
Das folgende Bild zeigt die Kombination einer Aufnahme ohne Polfilter und mit Polfilter durch eine Scheibe im Zoo. Ohne Polfilter sind die Reflexionen im Glas so stark, dass der Blick in das Gehege fast unmöglich ist. In der Aufnahme mit Polfilter sind die Reflexe fast vollständig verschwunden.

Links oben ohne Polfilter, rechts unten mit Polfilter
Es ist interessant, dass unser Gehirn diese Reflexe in der Scheibe weitgehend ausblenden kann. Wir haben normalerweise, im Gegensatz zur Kamera, viel weniger Probleme, das Innere des Geheges wahrzunehmen.
Da Polarisationsfilter recht teuer sind, sollte man ein Filter für das Objektiv mit dem größten Filterdurchmesser kaufen. Für Objektive mit kleineren Filterdurchmessern kauft man dann sogenannte Stepdown-Ringe, mit denen der große Filter auch an den kleineren Objektiven verwendet werden kann.
Graufilter

Graufilter, auch Neutraldichte-Filter (ND-Filter) genannt, reduzieren die Lichtmenge, die zum Sensor kommt. Sie ermöglichen daher auch bei Sonnenschein sehr lange Belichtungszeiten. Das ist immer dann erwünscht, wenn man etwa fließendes Wasser darstellen möchte. Dazu benötigt man Belichtungszeiten von mehreren Sekunden. Bei Sonnenschein sind die Belichtungszeiten selbst bei Blende 22 dafür oft viel zu kurz.

Graufilter gibt es in unterschiedlichen Stärken. Ein ND 0,3 Filter reduziert die Lichtmenge um eine, ein ND 0.6 um zwei, ein ND 0.9 um drei Blendenstufen und so weiter. Um bei Sonnenschein zu sehr langen Belichtungszeiten zu kommen, benötigt man jedoch Filter, die die Lichtmenge um 8, 10 oder mehr Blendenstufen verringern.
Grauverlaufsfilter

Grauverlaufsfilter sind zur Hälfte grau eingefärbt während die andere Hälfte einfach Klarglas ist. Sie dienen besonders in der Landschaftsfotografie bei hohen Kontrasten zur Abdunkelung des Himmels bei gleichzeitig helligkeitsrichtiger Wiedergabe der Landschaft. Dieser Effekt kann digital auch über eine HDR Aufnahme erreicht werden. Allerdings nutzen viele Landschaftsfotografen immer noch gerne einen Grauverlaufsfilter, etwa bei schnell ziehenden Wolken, die eine HDR Aufnahme unmöglich machen oder zumindest erschweren.

Links ohne Grauverlaufsfilter, rechts mit Grauverlaufsfilter
Grauverlaufsfilter gibt es als Einschraubfilter oder als rechteckige Filter. Die rechteckigen Filter ermöglichen es zusammen mit einem passenden Filterhalter, die Übergangszone von grau zu klar in der Höhe zu verschieben und an das Motiv anzupassen. Bei runden Filtern liegt diese Übergangszone dagegen immer genau in der Bildmitte.
Auch Grauverlaufsfilter gibt es in unterschiedlichen Stärken. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Stärke ND 0,3 in der Praxis zu gering ist. Die Stärken 0,6 und 0,9 (also 2 bzw. 3 Blendenstufen) sind dagegen in den meisten Fällen ausreichend. Bei Bedarf kann man die beiden Stärken auch kombinieren und erhält dann die Stärke 1,2 (4 Blendenstufen).
Fazit
Auch in der digitalen Fotografie haben diese drei Filter nach wie vor ihre Berechtigung. Da Filter eine langfristige Investition sind, sollte man auf gute optische Qualität achten.
Anmerkung: Optische Filter sind in der deutschen Sprache sächlich. Es müsste als „das Polfilter“ oder „das Graufilter“ heißen. Da sich in der Umgangssprache jedoch die männliche Form durchgesetzt hat, schreiben wir hier „der Filter“.
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